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Die
stimmliche Phantasie Bim Sherman - ein Rückblick Spricht man über BIM SHERMAN, spricht man über einen der
großartigsten, unverwechselbarsten Sänger der jüngsten Vergangenheit, der - zu
Recht - gern als 'die zärtlichste Stimme Jamaicas' bezeichnet wird. Über einen
überlegten Mittler zwischen modernstem Dub und jamaikanischem Roots-Reggae. |
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Die Jahre in Jamaica |
BIM SHERMAN wurde am 2. Februar
1950 in Westmoreland auf Jamaica geboren. Seine Teenagerjahre fallen zusammen mit Start
und Aufstieg der Reggaemusik und ihrer Industrie, die er mit großem Interesse verfolgt.
Das Ziel des sensiblen, stimmlich begabten Jugendlichen ist bald klar: Es sind die großen
Tonstudios in Kingston. Schon seine erste, ultrarare Single "100 years in babylon" wird von der Presse begeistert aufgenommen. 1974 folgt mit "love forever" sein erster Chartserfolg im Heimatland. In Jamaica ist es damals üblich, dass Sänger mit Hiterfolgen ihre Gesangsspuren für eine weitere Auswertung den Studios und Labels überlassen. Das bringt zwar kein zusätzliches Geld, aber höhere Verbreitung. Sherman geht einen anderen Weg: er mietet sich Studiozeit und Mixkompetenz - u. a. bei KING TUBBY -, sichert sich so seine Rechte ab. Er spielt die Singles "mighty ruler" und "ever firm" für das "love and ja-man"-Label ein, arbeitet mit den Backing Bands REVOLUTIONARIES und den ROOTS RADICS und gründet sein eigenes Label Scorpio, auf dem acht Singles von ihm erscheinen. 1978 wird seine erste LP "love forever" auf dem englischen Tribesmen-Label veröffentlicht, die seine Scorpio-Singles, die erwähnten Love and Ja-Man Singles und den Titeltrack enthält. Seine zärtliche und kraftvolle Stimme findet nun auch außerhalb Jamaicas Gefallen. Vergleiche zu Soul-Sänger CURTIS MAYFIELD werden erstmals gezogen: nicht nur wegen der ähnlichen stimmlichen Ambivalenz um Zartheit und Kraft, sondern auch ob des parallelen Respekts der Weiblichkeit in Gegensatz zu sexuell unverbrämteren Soul und Reggae-Texten. Und beide sind auch keine "Crooner". Ein Jahr später folgt "lovers leap", eine LP mit fünf weiteren Singles und ihrer Dub-Versions. Damals arbeitete Sherman mit PRINCE FAR I zusammen, über den er Bekanntschaft mit dem englischen Studiotalent ADRIAN SHERWOOD machte. Dieser war schon vor dem Kennenlernen von BIM SHERMAN begeistert und lud ihn in die babylonische Hölle London ein. |
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Die Jahre in England |
Bim machte über Adrian schnell
Bekanntschaften und erfuhr interessante musikalische Begegnungen. Ausschlag gebend für
seine Entscheidung, in England zu bleiben, war aber nicht nur, dass Adrian ihm stets sich
auszahlende Aufträge verschaffte, sondern auch seine Frauenbekanntschaften. Während
Adrian sein On-U Sound-Label gründete, wurde Bim Mitglied der SINGERS & PLAYERS. Sein
eigenes Album "across the red sea" auf On-U Sound gibt ein sehr interessantes
Zeugnis einer atlantischen Wandlung ab, in der SHERMAN in seiner Spannung von Heimweh und
Aufgeschlossenheit, Glauben und moderne Welt sehr differenzierten, noch vorsichtigen
Umgang zeigt. Das Album ist nun kein Single-Reigen, sondern ein beziehungsreiches
Song-Geflecht mit der Triebfeder einer noch sehr engen jamaikanischen Bindung, die Basic
Tracks sind jamaicanischen Ursprungs. Das On-U Sound-Info weist nun "crazy world" als folgendes, 1983 aufgenommenes Album auf, Recherchen zufolge ist es aber erst 1992 auf seinem 1984 gegründeten Label "Century" erschienen. Auch bei "haunting ground" schwanken die Informationen zwischen "Century, 86" und "RDL, 89". Es ist eine Zeit, in der SHERMAN seine Alben selbst auf den Londoner Straßen verkauft, nicht nur für das eigene Überleben, sondern für seine Selbst-Institution. Und diese ist nicht von einem großen Geschäftssinn geprägt, sondern von der Rastafari-Auslegung, das jeder Mensch selbst und für sich ein König/eine Königin ist und sein sollte. Er fertigt Dub-Plates für DJs an und wird bemerkenswert gesellschaftskritisch: "exploitation" ist in manchen Textzeilen Zeugnis, Texte für Fremdproduktionen wie für TACKHEADs "mind and movement control" sind Klassiker aus der Zeit. Sein politischer Part war aufmerksam und erkennend, wurde jedoch nicht zum Begleiter seines Schaffens. Nachdem BIM SHERMAN bis Mitte der 1990er Jahre für viele Acts seine Stimme ausgeliehen hat, seine eigenen Arbeiten aufgrund fehlender Promotion sich aber nicht so recht verkaufen ließen, machte sich On-U Sound-Chef SHERWOOD und BIM SHERMAN selbst Gedanken ob einer noch demonstrativeren musikalischen Selbstdarstellung. Dub-Undubbed: Miracle Etwas ähnliches wie die in jener Zeit grassierenden Unplugged-Versionen. Eine neue Ebene mußte also her, eine kulturell schiefe, interessante, verwegene. Sie entschieden sich für einen Versuch, mit indischen Streichern und Tablas anzubandeln. SHERMANs stimmliche Zartheit und Kraft - so spekulierte man - würde hierdurch nicht in Falle westlich assoziierter Kitschkontexte geraten, sondern einen Hintergrund erfahren, von dem sich Shermans Stimme souveräner und fantastischer abheben würde denn je zuvor. Das Experiment gelang: "miracle", voll mit klassischen Sherman-Stücken und -Themen, geriet ob einer exzellent abgestimmten Studioarbeit zwischen London und Bombay zu einem traumhaften Ergebnis. Mit "miracle" kam SHERMAN nun endlich auch in die Schlagzeilen von Feulletons und Kulturzeitschriften über die Reggae-Presse hinaus. Umgehend folgte auch ein Remix-Album, von dem ein poppig-danciges "solid as a rock" es in die Charts schaffte. Von Erfolg kreativ beflügelt schoss SHERMAN schon bald auf seinem Label mit "what happened" ein rundes, ansprechendes Album nach. Anfang November 2000 stürzte BIM SHERMAN schwer und wurde ins Krankenhaus eingeliefert. Im Zuge er Untersuchungen stellte man bei Ihm ein Krebsleiden im fortgeschrittenen Stadium fest. BIM SHERMAN starb umgehend Tage später! |
love forever |
DISCOGRAPHIE
COMPILATIONS:
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miracle |
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across the red sea |
it must be a dream |
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taken off |
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SINGERS & PLAYERS: war of words |
rub-a-dub |
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the need to live |
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