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Dub-O-Rama




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*2.2.1950 Westmoreland, JAM, +17.11.2000 London

Die stimmliche Phantasie
des Dub-Reggae

Bim Sherman - ein Rückblick

Spricht man über BIM SHERMAN, spricht man über einen der großartigsten,  unverwechselbarsten Sänger der jüngsten Vergangenheit, der - zu Recht - gern als 'die zärtlichste Stimme Jamaicas' bezeichnet wird. Über einen überlegten Mittler zwischen modernstem Dub und jamaikanischem Roots-Reggae.
Schließlich spricht man auch über einen charismatischen, eigenwilligen Menschen, dessen Rastafari-Mystik tief genug war, als dass er stets - wie es viele seiner Glaubensgenossen zu tun pflegen - biblische Rastafari-Bilder und Chiffren affirmativ und missionarisch wiederholte.
BIM SHERMAN sang über seine Liebeserfahrungen und seine Trauer über soziale und gesellschaftliche Missstände. 
Selbstgerechtigkeit, Lobbyismus, Korruption und Eigensinn kannte er nicht und entsetzten Ihn jedesmal aufs Neue. Seine besondere Verletzbarkeit machte Ihn auf besondere Weise wehrhaft.

Die Jahre in Jamaica

BIM SHERMAN wurde am 2. Februar 1950 in Westmoreland auf Jamaica geboren. Seine Teenagerjahre fallen zusammen mit Start und Aufstieg der Reggaemusik und ihrer Industrie, die er mit großem Interesse verfolgt. Das Ziel des sensiblen, stimmlich begabten Jugendlichen ist bald klar: Es sind die großen Tonstudios in Kingston.
Schon seine erste, ultrarare Single "100 years in babylon" wird von der Presse begeistert aufgenommen. 1974 folgt mit "love forever" sein erster Chartserfolg im Heimatland. In Jamaica ist es damals üblich, dass Sänger mit Hiterfolgen ihre Gesangsspuren für eine weitere Auswertung den Studios und Labels überlassen. Das bringt zwar kein zusätzliches Geld, aber höhere Verbreitung.
Sherman geht einen anderen Weg: er mietet sich Studiozeit und Mixkompetenz - u. a. bei KING TUBBY -, sichert sich so seine Rechte ab. Er spielt die Singles "mighty ruler" und "ever firm" für das "love and ja-man"-Label ein, arbeitet mit den Backing Bands REVOLUTIONARIES und den ROOTS RADICS und gründet sein eigenes Label Scorpio, auf dem acht Singles von ihm erscheinen. 1978 wird seine erste LP "love forever" auf dem englischen Tribesmen-Label veröffentlicht, die seine Scorpio-Singles, die erwähnten Love and Ja-Man Singles und den Titeltrack enthält. Seine zärtliche und kraftvolle Stimme findet nun auch außerhalb Jamaicas Gefallen. Vergleiche zu Soul-Sänger CURTIS MAYFIELD werden erstmals gezogen: nicht nur wegen der ähnlichen stimmlichen Ambivalenz um Zartheit und Kraft, sondern auch ob des parallelen Respekts der Weiblichkeit in Gegensatz zu sexuell unverbrämteren Soul und Reggae-Texten. Und beide sind auch keine "Crooner". Ein Jahr später folgt "lovers leap", eine LP mit fünf weiteren Singles und ihrer Dub-Versions. Damals arbeitete Sherman mit PRINCE FAR I zusammen, über den er Bekanntschaft mit dem englischen Studiotalent ADRIAN SHERWOOD machte.

Dieser war schon vor dem Kennenlernen von BIM SHERMAN begeistert und lud ihn in die babylonische Hölle London ein.

Die Jahre in England

Bim machte über Adrian schnell Bekanntschaften und erfuhr interessante musikalische Begegnungen. Ausschlag gebend für seine Entscheidung, in England zu bleiben, war aber nicht nur, dass Adrian ihm stets sich auszahlende Aufträge verschaffte, sondern auch seine Frauenbekanntschaften. Während Adrian sein On-U Sound-Label gründete, wurde Bim Mitglied der SINGERS & PLAYERS. Sein eigenes Album "across the red sea" auf On-U Sound gibt ein sehr interessantes Zeugnis einer atlantischen Wandlung ab, in der SHERMAN in seiner Spannung von Heimweh und Aufgeschlossenheit, Glauben und moderne Welt sehr differenzierten, noch vorsichtigen Umgang zeigt. Das Album ist nun kein Single-Reigen, sondern ein beziehungsreiches Song-Geflecht mit der Triebfeder einer noch sehr engen jamaikanischen Bindung, die Basic Tracks sind jamaicanischen Ursprungs.
Das On-U Sound-Info weist nun "crazy world" als folgendes, 1983 aufgenommenes Album auf, Recherchen zufolge ist es aber erst 1992 auf seinem 1984 gegründeten Label "Century" erschienen. Auch bei "haunting ground" schwanken die Informationen zwischen "Century, 86" und "RDL, 89".

Es ist eine Zeit, in der SHERMAN seine Alben selbst auf den Londoner Straßen verkauft, nicht nur für das eigene Überleben, sondern für seine Selbst-Institution. Und diese ist nicht von einem großen Geschäftssinn geprägt, sondern von der Rastafari-Auslegung, das jeder Mensch selbst und für sich ein König/eine Königin ist und sein sollte. Er fertigt Dub-Plates für DJs an und wird bemerkenswert gesellschaftskritisch: "exploitation" ist in manchen Textzeilen Zeugnis, Texte für Fremdproduktionen wie für TACKHEADs "mind and movement control" sind Klassiker aus der Zeit. Sein politischer Part war aufmerksam und erkennend, wurde jedoch nicht zum Begleiter seines Schaffens.

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Nachdem BIM SHERMAN bis Mitte der 1990er Jahre für viele Acts seine Stimme ausgeliehen hat, seine eigenen Arbeiten aufgrund fehlender Promotion sich aber nicht so recht verkaufen ließen, machte sich On-U Sound-Chef SHERWOOD und BIM SHERMAN selbst Gedanken ob einer noch demonstrativeren musikalischen Selbstdarstellung.

Dub-Undubbed: Miracle


Etwas ähnliches wie die in jener Zeit grassierenden Unplugged-Versionen. 
Eine neue Ebene mußte also her, eine kulturell schiefe, interessante, verwegene. Sie entschieden sich für einen Versuch, mit indischen Streichern und Tablas anzubandeln.
SHERMANs stimmliche Zartheit und Kraft - so spekulierte man - würde hierdurch nicht in Falle westlich assoziierter Kitschkontexte geraten, sondern einen Hintergrund erfahren, von dem sich Shermans Stimme souveräner und fantastischer abheben würde denn je zuvor. Das Experiment gelang: "miracle", voll mit klassischen Sherman-Stücken und -Themen, geriet ob einer exzellent abgestimmten Studioarbeit zwischen London und Bombay zu einem traumhaften Ergebnis. Mit "miracle" kam SHERMAN nun endlich auch in die Schlagzeilen von Feulletons und Kulturzeitschriften über die Reggae-Presse hinaus.
Umgehend folgte auch ein Remix-Album, von dem ein poppig-danciges "solid as a rock" es in die Charts schaffte.

Von Erfolg kreativ beflügelt schoss SHERMAN schon bald auf seinem Label mit "what happened" ein rundes, ansprechendes Album nach. 

Anfang November 2000 stürzte BIM SHERMAN schwer und wurde ins Krankenhaus eingeliefert. Im Zuge er Untersuchungen stellte man bei Ihm ein Krebsleiden im fortgeschrittenen Stadium fest. BIM SHERMAN starb umgehend Tage später!
     
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love forever
DISCOGRAPHIE
love forever (orig. released on "tribesmen") Century 1978
lover´s leap (orig. released on "scorpio") Century 1979
bim sherman meets horace andy & u black Yard Int. 1980
war of words SINGERS & PLAYERS On-U Sound 1981
across the red sea On-U Sound 1982
revenge of the underdog SINGERS & PLAYERS On-U Sound 1982
staggering heights SINGERS & PLAYERS On-U Sound 1983
std. BIM SHERMAN & THE VOLUNTARY Century 1984
haunting ground Century 1986
african rubber dub B. S. & THE ALLSTARS RDL 1987
exploitation Century 1989
got to move pt. 2 SHERMAN/HARROW/TACKHEAD Century 1991
crazy world (83 aufgenommen) Century 1992
reality BIM SHERMAN & DUB SYNDICATE Century 1992
lion heart dub
(remix of "reality" by Mad Professor)
Century 1993
discovers THE JUSTICE LEAGUE OF ZION Century 1994
miracle On-U Sound 1996
it must be a dream (miracle remixes) On-U Sound 1997
what happened? Century 1998

COMPILATIONS:

danger (=love forever, 78) Century 1984
matrix dub Century 1990
crucial cuts vol. 1 Century 1990
too hot (crucial cuts vol. 2) Century 1990
winey winey Century 1992
taken off (best of) Century 1999
rub-a-dub (rare jamaican dubs of the 70s) Century 2000
the need to live (rare & unreleased tracks) Century 2002
 
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miracle
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across the red sea
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it must be a dream
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taken off
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SINGERS & PLAYERS:
war of words
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rub-a-dub
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the need to live
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