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1973-84

Archive Mainpage   Archive - PQ 
augustuspablo_infinestyle in fine style
AUGUSTUS PABLO

(
Pressure Sounds/Zomba) (24.03.2003)

Schön zusammengestelltes Showcase mit Tunes von 7"- und 12"-inch Vinylen aus den Jahren 1973-1979. Eine Sinn machende wie gelungene Ergänzung für jede AUGUSTUS PABLO-CD-Sammlung. Schönes, informatives Booklet!

Referenz in der Dub-Revolution-Kolumne des Riddim-Magazin Februar/März 2003.

the 99 names of dub
FEDAYI PACHA

(Hammerbass/Nova Media) (11.06.2007)

Blütenartige, traumhaft schöne musikalische Einspielungen zwischen Skizzenhaftigkeit und Song, in der Spannung zwischen orientalischer Folklore und mal schlafwandlerischer, mal aufgeweckter Club-Musik des in Frankreich lebenden armenischen Musikers FEDAYI PACHA.

99 Tracks an der Zahl sind es nicht geworden, immerhin 18, die die Frage nach der Geschichte der Begegnung traditioneller orientalischer Folklore mit computertechnisch bestens ausgestatteten französischen Dubmusikern aufzuwerfen scheinen. Orientalische Themen wurden in den letzten zehn Jahren in Frankreich häufig in bombastische Neo-Dub-Präsentationen eingewirkt, eine Begegnung auf Augenhöhe fand kaum statt. 
Hier spielt FEDAYI PACHA mit den unterschiedlichsten Gewichtungen, Instrumenten, Sounds, Atmosphären und Themen als musikalischer Jongleur, dessen Roots in orientalischer Musik wurzeln, der sich aber ebenso in der Stilvielfalt der Musik angesagter europäischer Club-Music bestens auskennt. 

'The 99 names of dub' fragt nun, ob das Wesensgefühl des Dub vielleicht gar in der orientalischen Musik selbst versteckt liegt - dubbige Studioelemente sind jedenfalls sehr zurückhaltend platziert. Eine Dub-Platte ist 'the 99 ways of dub' kaum geworden, sondern eine Selbstfindungsgeschichte der besonderen Art eines französischen Migranten, voller blühender Vielfalt an musikalischen Instrumenten, Einspielungsarten, Phantasien, Melodien, die, um zu kokettieren, Fans der EINSTÜRZENDEN NEUBAUTEN ebenso anzusprechen weiß wie Liebhaber der Filme von EMIR KUSTURICA.     

BG


pama outernational
PAMA INTERNATIONAL

(Rockers Revolt/Indigo) (13.11.2009)
magnetofon
PAPRIKA KORPS

(Moanin/Rough Trade) (21.09.2007)

Die bereits fünfte LP der sympathischen Dub-Reggae Band aus dem Industrierevier um Kattowitz. Halb Europa haben sie inzwischen bereist und bespielt - noch haben sie bisher nicht ihren Geheimtipp-Status außerhalb Polens überwunden.

'Magnetofon' ist ihre bislang wohl souveränste und reifste Produktion. Energisch und gut gelaunt scharen sich um einen massiven Kern kraftvollen Reggaes jede Menge phantastisch verwobener Dub, ein bisschen Elektro, hausbackener Pop-Humor, würzige gesellschaftskritische Texte um Korruption und Lebenslügen und eine kleine Prise Rock-Attitude.

Man spürt: Hier ist ein freudig eingespieltes Team am Werk, das nicht irgendwelche Image-Wünsche von A/R-Leuten erfüllen muss, sondern unbekümmert - ähnlich wie ZION TRAIN einst an ihr Ding rangegangen sind - die eigene Vorliebe für den Reggae mit seinen Lebenserfahrungen verknüpft. Ein Reggae-Album voller Vielfalt und Abwechslungen - vor allem 'overdub the life-line' (wow!), 'hi-fi', 'magnetofon' und die rhythmisch-geniale Reggae-Rock-Begegnung 'old man' sind magnetoklasse!  

 
 
nocturnes, false dawns & breakdowns
ANDREW PEKLER

(Scape/Indigo) (08.11.2004)
ape-ology
LEE PERRY & THE UPSETTERS

(Trojan/Rough Trade) (05.10.2007)

Die drei großartigen LEE PERRY-Originalveröffentlichungen aus den Jahren 1976 bis 1978, dazu sieben Bonustracks auf einer Doppel-CD zum fairen Preis einer Einzel-CD: Diesmal legt das Trojan-Label ein absolutes Top-Angebot vor!

1975 signte CHRIS BLACKWELL den jamaikanischen Studio-Tausendsassa LEE PERRY für Island Records. Das Label hatte Jahre zuvor mit der Vertragnahme von BOB MARLEY einen echten Glücksgriff gemacht und signte in dieser Zeit viele jamaikanische Musiker. Doch diese Zusammenarbeit stand unter einem denkbar ungünstigem Stern, da PERRY nicht wie MARLEY, welcher freilich begeistert war von der Möglichkeit, die ganze Welt nun mit seiner Band live erreichen zu können, selber Produzent, Künstler und Studiomixer in Personalunion war und so weiterhin recht unabhängig in Jamaika arbeiten wollte.
Im Juli 1976 veröffentlichte Island Records mit seiner LP 'super-ape' seine vielleicht charismatisch zentrierteste LP überhaupt. Prima aufgelegte UPSETTERS, gelegentliches nyabinghi drumming, traumhafte Melodien, zärtliche Arrangements und ein Zauber im Mix, der diesmal auf vordergründige Dub-Effekte zu verzichten scheint, gestalteten 'super-ape' zu einem Meisterwerk. 'Super-Ape' blieb PERRY's einzige Major-Veröffentlichung, und dass viele PERRY-Liebhaber auf die Nennung dieser Platte, wenn man sie nach ihren Lieblingsalben von PERRY fragt, gerne verzichten, hat genau damit zu tun. 

Zu dieser Zeit war LEE PERRY bereits gut fünfzehn Jahre im jamaikanischen Musikgeschäft involviert, und die Auseinandersetzung mit Urheberrechten spielte bis dahin in Jamaika für Künstler nur eine marginale Rolle. Dass sein Name auf neuen Veröffentlichungen jamaikanischer Künstler nach dem Island-Deal besonders gerne mitprangte, auch wenn er nur produzierte und mischte, gefiel den Herren von "Island Records" nun gar nicht. Nach drei Single-Veröffentlichungen kurz nach 'super-ape' und vielem hin und her 1977 bekam PERRY von Island kaum Geld für Verkäufe. Das Label sah die Vertragsbindung verletzt und es kam zum clash: 'rust fish, collie weed & cornbread', das geplante Folgealbum, wurde vom Label abgelehnt, der Vertrag gekündigt. Ein neues Label wurde freilich schnell gefunden, zu geringeren Vertragsbedingungen. Längst hatte aber PERRY noch weitere Arbeiten in petto, nach dieser Veröffentlichung im April 1978 wurde für 'return of the super-ape', ein anderes Label gefunden, erstveröffentlicht im Juli 1978 und ein Deal auf der Basis eines Handschlags wohl, weil diese Veröffentlichung von insgesamt sieben "Labels" in zeitnaher Folge aufgelegt wurde.

Das Label hat sich die Rechte für 'super-ape' von Island Records gekauft und nebenbei die Rechtslage für die anderen beiden Veröffentlichungen legal geklärt.
Auch wenn 'Trojan Records' so manches Mal fragwürdige Sampler veröffentlicht hat, ganz besonders in Bezug auf LEE PERRY, solche mit seinem Namen betitelt hat, obwohl er auf den präsentierten Releases oft nur Mischer und Produzent war und die Originale zuvor ebenso oft unter den Namen der Artisten veröffentlicht und musikalisch wie zeitlich sinnlos zusammengestellt wurden: Diese Zusammenstellung aus LEE PERRY´s "Island-Periode" ist vorzüglich und eigentlich längst überfällig! Großes Lob an Trojan Records, 'ape-ology' ist kein "Trojaner"!


Perry-jamaicanet.jpg (27715 Byte)

Live in Texas...
jamaican e. t.
LEE "SCRATCH" PERRY

(Trojan Records/Zomba) (28.01.2002)

Ein fetter Sticker klebt auf dem Cover, der darauf hinweist, dass dies tatsächlich Lee Perrys neues, reguläres Album ist. Was bei der Fülle jährlicher Wiederveröffentlichungen und Compilations frühen Materials durchaus ein dankbar aufzunehmender Hinweis ist.

'Jamaican e.t.' kommt recht gut gelaunt daher. Mit '10 Commandments' startet er vertraut rootslastig, gibt jedoch schon im zweiten Stück 'I´ll take you there' von den STAPLES SINGERS die überraschende Wendung an: Das Album ist eine wilde Mischung aus viel Soul, Funk, Jazz, Gospel und, ähm, AUCH Reggae. Ein gutes Drittel der fünfzehn Stücke. Auch die üblichen Dubeffekte fehlen weitgehend. Stattdessen schleift er ständig seine Vocals mit viel Echos wie Flickwerk in der ganzen Stereobandbreite zwischen linkem und rechtem Lautsprecher ein, wodurch er dem Klangbild eine nervige, suggestiv zwar funktionierende, im Einsatz aber willkürliche Omnipräsenz aufdrückt. Sie gibt 'jamaican e.t.' neben seiner betonten Halligkeit aber auch eine eigenartige Live-Atmosphäre. 

Das komplette Durchhören der 74 Minuten langen LP fordert. Bei allem musikalischen Abwechslungsreichtum und manchen guten Tracks ist der massive Einsatz der Stimme aufdringlich. Kenner mögen schmunzeln, mich erinnert das an Praktiken von... Sekten.
Das ist nicht lustig, bei allen in Details charmanten und witzigen Kommentaren in seiner gespielten Kontrolle seiner Gemeinde, die er erretten will und freilich den Statements über sich selbst, seine verrückte Erhabenheit, den Upsetter.

dub triptych
LEE "SCRATCH" PERRY

(Trojan Records/Rough Trade
) (19.04.2004)

Drei 70er Alben von LEE 'SCRATCH' PERRY: 'cloak and dagger', 'blackboard jungle dub' und 'revolution dub', zusammengefasst auf einer Doppel-CD.

'Blackboard jungle dub' war die erste echte Stereo-Dub-LP aller Zeiten und alleine deshalb ein Meilenstein. Das Album führt einige Dubversionen von Reggae-Klassikern (u.a. auch von 'dreamland' von den WAILERS) auf und gilt als Schnittstelle zwischen der bis dahin praktizierten Art, Dubversionen auf Single-B-Seiten zu präsentieren und einer neuen Ära, in der Dub-Musik als eigenständiges Genre im Longplay-Format 'salonfähig' gemacht wurde. Das Album, das in kleiner Auflage als 'rhythm shower' bereits 1973 in Jamaica präsentiert wurde, kam 1974 auf den europäischen Markt und wurde lange Zeit hoch gehandelt, in jüngerer Zeit  war es aber zu günstigen Preisen erschwinglich.

PERRY bekam daraufhin einen Majorvertrag bei Island Records, die 1976 seine 'super ape' herausbrachten. An den vorher fertig gestellten Scheiben 'cloak & dagger' und 'revolution dub' hatte die Firma anscheinend kein Interesse, so erschienen beide Alben erst 1979 in Europa.
'Cloak & dagger' ist ein klassisches 'Showcase': Ein Album, auf dem einem Originaltrack die Dubversion im Wechsel folgt. Auf 'dub triptych' gibt es zu diesem Album noch drei Bonustracks. 'Revolution dub', das 1975 erstmals in Jamaika erschien, wartet mit einigen der frühesten Aufnahmen aus seinem legendären 'black ark studio' auf, dass ihm die Möglichkeit gab, noch experimenteller und konzentrierter zu arbeiten, als es ihm bis dahin die kommerziell orientierten Studios boten. 

Diese drei Alben auf eine DCD zu pressen macht Sinn: Es sind die neben der allerersten reinen Dub-LP 'blackboard jungle dub' in Zusammenarbeit mit KING TUBBY die beiden ersten von LEE PERRY im Alleingang produzierten Dub-Alben vor seinem Island-Deal. Großartige Veröffentlichung, alleine die bislang schwer erhältliche 'blackboard jungle dub' ist diesen Preis satt und sonders wert!

upsetters 14 dub blackboard jungle
LEE "SCRATCH" PERRY

(Neuton/Rough Trade) (05.07.2004)

Waren doch erst neulich die ersten drei Dub-Soloalben von LEE "SCRATCH" PERRY als 'dub triptych' preiswert auf den Markt gekommen, so gibt es nun die erste "echte" Dub-LP aller Zeiten faksimiliert für das wahre Sammlerherz - mit Original-Cover und -titel!

Von dieser Jamaika-Veröffentlichung der legendären 'blackboard jungle dub'-LP, die unter obigem Titel bereits 1973, also ein Jahr vor ihrer internationalen VÖ, erschien, wurden 1000 Stück gepresst, von denen 300 nach England verschifft wurden. 
Ein Geheimnis blieb immer, ob KING TUBBY nun doch kongenial auf dieser VÖ mit am Werkeln war oder nicht. Zu dieser Frage gibt das ausführliche Booklet der CD endlich Aufschluss: "as it´s release seems to have predated the full establishment of PERRY´s home studios, speculation has long fallen on KING TUBBY´s role in the creation of this work. Though PERRY has confirmed that he used TUBBY´s engineering skills on the album, he has sometimes downplayed or dismissed TUBBY´s involvement outright, making precise details difficult to substantiate." 
Heißt, selbst wenn KING TUBBY kaum und nur geringfügig an den Reglern aktiv war, ist sein Einfluss ob seiner oft wenig veränderten Studio-Presets hör- und spürbar. Entsprechend wird er auch - und zu Recht - als Co-Engineer im Booklet geführt.

Als Dreingabe gibt es vier Bonustracks: drei ungemischte Urfassungen und ein Instrumental.
    
alien starman
LEE "SCRATCH" PERRY

(Cadiz Music/Rough Trade) (14.06.2004)



panic in babylon
LEE "SCRATCH" PERRY

(Dump Music/Indigo) (27.09.2004) CD
(Moll-Selekta/Indigo) (04.10.2004) LP


Unmittelbar nach 'alien starman' wieder ein neuer Release von LEE PERRY. Nach der - keiner weiß warum - grammygekrönten 'jamaican e.t.' und 'alien starman', auf denen der er sich mehr schlecht als recht als Toaster/Shouter/Beschwörer versuchte, nun wieder ein Album mit einer echten backing band. 

Die WHITE BELLY RATS sind eine Schweizer DubReggae-Crew, die sich prima darauf versteht, Meister PERRY die nötige (Reggae)-Bodenhaftung zu geben. So sorgen sie mit dafür, dass 'panic in babylon', nach dem Eindruck einmaligen Durchhörens, immerhin ein respektables Album geworden zu sein scheint.   


scratch came, scratch saw, scratch conquered
LEE "SCRATCH" PERRY 

(Membran/SPV) (10.10.2008)

Nachdem der geniale (und manchmal etwas alberne) Kautz zuletzt mit der schweizer Band White Belly Rats unterwegs war, legt er nun zusammen mit dem Multiinstrumentalisten Steve Marshall ein zweites Album vor, nachdem es der Vorgänger dieser Kooperation "The End Of An American Dream" im letzten Jahr sogar geschafft hatte, für den Grammy nominiert zu werden. Bekommen hat er die Trophäe dann doch nicht. Dennoch: Lee Perry-Alben kann man immer mit Spannung erwarten. Oft wird man in Sachen Spätwerk enttäuscht - zumindest in den späten 80ern und Anfang der 90er-Jahre. Und dann schafft es der Altmeister, mit seiner ganz eigenen Musikidee Alben vorzulegen, bei denen er überzeugen kann. So auch beim vorliegenden, neuesten Werk "Scratch Came, Scratch Saw, Scratch Conquered". Dabei macht er gar nicht so viel anders als sonst. Scratch kam, sah das Mikro und brabbelte los. Das kennt man von ihm. Aber erstaunlich ist, dass es ihm hier auch mal gelingt, einen Song nicht nur auf ein, zwei Phrasen aufzubauen, sondern mehr oder weniger nachvollziehbare "Geschichten" zu erzählen. Geholfen hat aber auch Steve Marshall, der dem Zausel gute Musik bescherte. Die ist zwar nicht immer Reggae, weiß aber, sich durch einen warmen analogen Sound einzuschmeicheln. Viel Akustikgitarre, warme Bässe, netter Backgroundgesang und rundum gute Ideen. Dass nun auch noch Keith Richards von den Rolling Stones bei zwei Titeln an der Gitarre mithalf und auch George Clinton vorbeikam, hätte gar nicht sein müssen. Dennoch leisten sie ihre ganz eigenen Akzente und alleine ihre Anwesenheit vermag die Richtung aufzeigen, die hier musikalisch eingeschlagen wird. Kein lupenreiner Reggae ist zu hören, aber Musik mit Ideen und Charme!

Karsten Frehe


tilt
LE PEUPLE DE L´HERBE

(Discograph/Rough Trade) (12.02.2010)

hypnerotomachia
PHILOSOPHY MAJOR

(
WordSound/EfA) (17.10.2003)

Bereits seit einiger Zeit liegt dieses beeindruckende Werk in unmittelbarer Nähe des CD-Players. Ein Werk, das sich ambitioniert als ein Space-Dub-Soundtrack zu einem Experimentalfilm zu gebärden scheint. 'Hypnerotomachia' (hypn-eroto-machia) steht dabei weniger den vom New Yorker Art-Hiphop geprägten Veröffentlichungen des Labels nahe als der geheimnisvollen, spirituell- und sci-fi-lastigen Seite mancher Veröffentlichungen des WordSound-Alter Egos und Producers BILL LASWELL.

PHILOSOPHY MAJOR ist ein neuer Name bei WordSound: Ein Künstler, der bereits als Produzent (Illegal Art, Arable Farmland) in Erscheinung getreten ist, mit Dub Meister PRINCE CHARMING die LOVECRAFT TECHNOLOGIES Inc. in Seattle gegründet, mit YUSEF LATEEF Jazz-Improvisation studiert und mit den Art-Rockern RASPUTINA gearbeitet hat. Auf dem Porträt des Rück-Covers sieht er mit seinen dicken Kotelleten dem jungen BRUCE SPRINGSTEEN nicht unähnlich aus.

Der Titel-Katalog klingt wie das listing eines frühen HAWKWIND-Oevres ('violent storms from the magnetosphere', 'psychic blueprint for a city', 'the secret retreat beneath sitra ahra, the city of shells' oder 'heavenly holocaust of somber satellites'). Spirituelle Bezüge möchte die Platte zu LEON BATTISTA ALBERTI´s alchimistische Textstudie 'hypnerotomachia poliphili' aus dem 15. Jhdt. über Liebe und Terror (hier lassen COIL wohl grüßen) herstellen. Über derart ins Kraut wuchernde Spekulativität zwischen ambitioniert-esoterischem Anspruchsdenken, einem allegorisch beschwörenden Bilderbeschreibung in der textlichen Beschreibung der Stücke im Innencover möchte ich an dieser Stelle lieber nicht folgen und bleibe lieber bei der Musik.

Soundmäßig wechselt 'hypnerotomachia' zwischen fragmentarischer Sci-Fi-Jazzrock-Session, experimentellem AmbientDub und New Yorker ArtRock-Attitude und klingt auch so spannend spannungsvoll wie beschrieben. Alle Instrumente wurden von PHILOSOPHY MAJOR himself eingespielt, alle Achtung! Bemerkenswert ist, dass die LP streckenweise gar wie live von einer exzellent eingestimmten Band eingespielt klingt.

Man glaubt es zunächst kaum, was man da gehört hat - die Platte ist fesselnd, kurzweilig und lässt einen bei jedem Hören Neues entdecken. Ein Konzept zu entdecken, Korrespondenzen zu finden, ist mir hier nicht gelungen: Das Instrumentalwerk bleibt insgesamt fragmentarisch und lässt den Hörer klanglich aufs Höchste verblüfft, aber mit vielen Fragen offen, zurück. Es bleibt der Eindruck, dass PHILOSOPHY MAJOR neben der Komposition und der Einspielung dieses Pseudo-Soundtracks lieber noch den passenden Film dazu gedreht hätte, eine Art Semidokumentarfilm aus 'KOYAANISQATSI', B-Horrorfilmzitaten, futuristischen Cyberspace-Animationen und dem milliardenfachen Blinken energiefressender Megalopolen... 

steingarten - remixes
POLE

(Scape/Indigo) (16.11.2007)

Vier verschiedenfarbige Vinyl-Maxis mit Track-Remixen von POLE´s 'steingarten' seitens befreundeter Musiker und Labelkollegen waren im monatlichen Rhythmus veröffentlicht worden. Nun sind alle vier Maxis auf dieser CD vereint.

Als habe Schloß Neuschwanstein auf dem Cover (hier auf dem Remixwerk sinnigerweise als Schnipselcollage) Ehrfurcht eingeflößt, sind die Bearbeitungen doch nicht so verschiedenartig und eigensinnig ausgefallen wie man das von Remixalben gewohnt ist. Insgesamt ziehen die Tracks zu ein wenig mehr Tanzbarkeit - in der rhythmischen Ausarbeitung fallen am ehesten Unterschiedlichkeiten auf. Nicht jeder wird sich ob der minimalistischen Klangwelten zum Tanzen aufgefordert fühlen. Für den Einsatz auf dem Dub-Event sind am ehesten 'achterbahn' im SHACKLETON remix (track 1), 'winkelstreben' im PEVERELIST remix (track 2) und vor allem 'sylvenstein' im DEADBEAT remix (track 6) zu empfehlen: Kanadier DEADBEAT ist der Einzige in diesem Reigen, der mit satten Beat- und Tonimpulsen den "Berliner Minimalismus-Codex" zu durchbrechen wagt.


steingarten
POLE

(Scape/Indigo) (16.03.2007)

Leicht angedubbte, schräge Experimental-Electronica aus Berlin.
lapis lazuli
PRINCE CHARMING

(Karlrecords/Broken Silence) (05.06.2009)

PRINCE CHARMING? Heute noch denken ältere Semester gerne an das bekannteste Album von ADAM & THE ANTS zurück. Immer noch unbekannt hingegen ist gleichnamiger Soundkünstler trotz zweier Veröffentlichungen auf 'WordSound', dem ehemaligen New Yorker Kultlabel für experimentellen Dub. 

Als 'Illbient' bezeichnete er seine Musik vom Beginn seiner Karriere an, kokettierend mit Stilverweigerung und musikalischen Grenzüberschreitungen galore - allein dreizehn Stile, die er extravagant miteinander verquirlen soll, führt der Promotext auf - wobei dem Rezensenten noch fünf weitere eingefallen sind. Beeindrucken wollen bereits die Titelbezeichnungen des Albums: 'whirling electrons oscillating in the sunless deep', 'dragons of the sky drink the blood of the sunset' oder 'phantasmagoria metallique' - Allegorien, die an 1970er Kraut- und Spacerock-Experimente erinnern lassen, die ähnlich auch Alben von CHROME und viel später MAN OR ASTRO-MAN? zierten, illusionäre Scheinwelten zwischen Kitsch und Drogenmissbrauch. 

Die hiesige Homeboy-Vorführung musikalisch ungetrimmter, ungebremster Phantasie ohne Fuß und Konzept mag vielleicht in eine Bewerbungsmappe für den Musiksektor von Filmakademien kalifornischer Universitäten gehören, das Fehlen konzeptioneller Energie stört jedoch ebenso wie die Homeboy-Attitude. Das Material mag ob seiner Vielfaltigkeit eine noch so 'psychotropical heatwave fantastic voyage' sein, es trägt nicht, und ist auch enttäuschend weit weg von ehemaligen Dub-Experimenten auf dem 'WordSound'-Label der Vorgängeralben, es dubbt nicht... leider auch nicht in den kraftvollen Soundwelten von 'uvavorite and demantoid dub' und 'phantasma metallique'. Nee, das is ne Rokokokokotte...

BG   


 
heavy manners - anthology 1977-83
PRINCE FAR I

(
Sanctuary/Rough Trade) (20.10.2003)

Dokumentation des Schaffens von PRINCE FAR I, der vor allem auf die britische Dub-Szene seiner Zeit entscheidenden und nachhaltigen Einfluss nahm, auf Doppel-CD. PRINCE FAR I gründete 1976 sein Label 'Cry Tuff', auf dem er unter anderem die drei Teile von 'Cry Tuff Dub Encounter' herausbrachte. Zu dieser Serie gibt es auf 'heavy manners', der ersten echten und umfangreichen Retrospektive dieses großen Dub-Künstlers, dennoch keine Überschneidungen. PRINCE FAR I wurde 1983 ermordet.

 various artists    
POPDEUROPE
sampler

(
Peacelounge/Indigo) (18.07.2003)

CD zum Festival 'popdeurope - migrating sounds in and out of europe' in Berlin. Das Festival präsentiert Acts aus ganz Europa, die angloamerikanische Popmusik, Dancehall, HipHop, Downbeats, Dub und House mit ethnischen Musiktraditionen verbinden. Aus der Dubperspektive interessant: Die Budapester Acts ANIMA SOUND SYSTEM und DUBCITY FANATIKZ und natürlich TRANSGLOBAL UNDERGROUND und ADRIAN SHERWOOD.

Tracklisting:
RAS (feat,. Wunmi and Weird MC) - P.A.C.
MASSILIA SOUND SYSTEM - toute petite danse
DA WEASEL - o que quiseres (ta tudo bem)
OJOS DE BRUJO - ventilaor R-80
FABULOUS TROBADOURS - si tu te fais
ANIMA SOUND SYSTEM - legyen igy
PATRICE - jah jah deh deh#'
N'JAVA - sifaky#n'Jiv
WEIRD MC feat. Femi Kuti - palava (afro mix)
DUSMINGUET - rock'n'roll
DUBCITY FANATIKZ - startoff
TRANSGLOBAL UNDERGROUND - take the a tram
MERCAN DEDE - nar i ney
ADRIAN SHERWOOD - no dog jazz
LAHCEN THE MOOR - dar chill
ZORIYA AND LAHCEN LAHBIB - beroliona
ZORIYA - beit, kir

     
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