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1973-84

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sound of reality
WEEDING DUB

(Control Tower Records) (May 2009)

Mittlerweile auch gut zehn Jahre im Steppers Dub dabei sind WEEDING DUB aus Lille, die bereits eine ganze Menge an Maxis, Eps und Samplerbeiträgen abgeliefert haben. Nach 'steppactivism' (2004) ist 'sound of reality' nun ihr zweiter Longplayer.

Zuletzt fielen sie dem aufmerksamen Dubhead als Remixer von 'baby father' auf der 'live as one-remixes'-ep von ZION TRAIN auf. Zwei Variationen davon landen nun hier auf 'sound of reality'. Überhaupt: Longplayer? Ein kurz geratenes Showcase-Album mit lediglich zwei Original-Songs, vier Versionen und zwei Variationen ist es, denn ein Tune stammt wie erwähnt von ZION TRAIN, ein weiterer namens 'source of zion' im Original von MKF & DUB BROWSER. 

Der Titeltrack und Opener wird vom Anglo-Jamaikaner HUMBLE I recht uninspiriert und nervig-leiernd vorgetragen - ein unglücklicher Einstieg, der aber vom 'dub of reality' mit einer phantasievollen und einfallsreichen Bearbeitung ausgezeichnet wettgemacht wird. Auch im weiteren Verlauf zeichnet sich es ab - das Dubbing ist die starke Seite des Duos, mit überzeugenden Ideen und instrumentaler Einspielung hinkt man da doch leider hinterher, wie der zweite eigene Tune 'each and everyone', der sich in etwa als verworfener Track des 1990er Elektro-Hypes KLF beschreiben lässt, unfreiwillig aufzeigt.

BG


trippy notes for bass & remixes
DOUG WIMBISH

(Dude/Indigo) (25.02.2008)

Das fantastische Meisterwerk des Ausnahmebassisten von 1998, erweitert um vier Remixe der Stücke! Wer es noch nicht hat, sollte zugreifen...
cinema sonics
DOUG WIMBISH

(Enja/Soulfood) (18.04.2008)

Ich schreibe heute am 10.02.2010, einem Tag, an dem das Datum mit der Jahreszahl in besonderer Korrespondenz steht, eine Review über ein Meisterwerk, dessen Release bereits 22 Monate her ist. Warum erst jetzt? Erfolgte doch die Bemusterung rechtzeitig im Vorfeld der Veröffentlichung und beim Reinhören in die Platte war der Rezensent auch durchaus angetan, dennoch hat der erste Eindruck nicht wirklich überzeugt. Es kamen bei allem Interesse und Sympathie auch durchaus negative Tags wie Selbstgefälligkeit und Muckertum ins Spiel - Einschätzungen, die mittlerweile als gemeine Vorurteile verflogen sind. 
Nun: Musiker-Zeitschriften und auch der ganze Reigen von Fachmagazinen für Jazz über Reggae bis Rock werden dieses Werk schon gebührend zu würdigen wissen, wunk der Rezensent ab und verschnarchte seinen Zugriff. 

DOUG WIMBISH hat mit 'cinema sonics' nicht nur eine posthume Liebeserklärung an sein ehemaliges Arbeitgeber-Label On-U Sound gesetzt (Labelmaster ADRIAN SHERWOOD mixte übrigens fleißig mit), er hat interessanterweise auch den üblichen Off-Beat des Dub weitgehend ausgeklammert und zwischen Jazz, Rock und (ich nenne es mal altmodisch) Disco eine verwunschen wirkende Soundwelt geschaffen, die ihresgleichen sucht. Die beschworene Aufmerksamkeit für den Film darf vor allem in pseudomöglichen Einsätzen für Mystery- und Fantasy-, in Einzelfällen auch Horrorstreifen gesehen werden.  
Das endgültige Aha-Erlebnis erschien, als der Rezensent den Track 'danger' auf einem Club-Event auflegte, ein Track jener Art, der seine Soundkraft bei hoher Lautstärke besonders entfaltet. Whoa, mighty! Diese Lautstärke-Erfahrung benötigt die einzige Coverversion des Albums, 'homeless' von CURTIS MAYFIELD, freilich nicht, hervorragend interpretiert von BERNARD FOWLER, mit souligem Kern, doch funkrockig aufgepeppt. 

Zwischen den Polen Fetzigkeit und Besinnlichkeit, für die die beiden vorgenannten Tracks stellvertretend stehen dürfen, summiert sich WIMBISHs Weltbetrachtung. "Life is beautiful" prangt zwar auf seiner Myspace-Site als persönliches Motto, doch die Narrenspiele dieser Welt sind ihm, einem Superstar unter den E-Bassisten dieser Welt, voll bewusst. So schlich sich in diese verwunschen wirkende Soundwelt auch eine vorzügliche, mitunter philosophische Textarbeit ein.

Bemerkenswert ist auch, dass dieses soundtechnisch sehr anspruchsvolle Album im tschechischen Studio SONO Records abgemischt worden ist - als solches auch eine vorzügliche Visitenkarte für diesen Anbieter.

Ich bin enttäuscht, dass dieses Album nicht die verdiente hohe Reputation in der internationalen Presse erfahren hat. Es handelt sich immerhin um das großartigste Dub-Album des Jahres 2008 - dessen bin ich, auch und gerade aus der zeitlichen Distanz - völlig überzeugt!

BG 


jahwobble_shout.jpg (6982 Byte) shout at the devil
JAH WOBBLE & TEMPLE OF SOUND

(
30Hertz/Soulfood) (03.02.2003)
jahwobble_fly fly
JAH WOBBLE

(30 Hertz/Soulfood)
(17.03.2003)

JAH WOBBLEs jüngere Soloplatten zogen meistens gen Ethno/World Music. Der Bassist im Intimwettstreit mit BILL LASWELL um die "Welcher Bassist veröffentlicht die meisten Longplayer"-Ehre veröffentlicht elfe auf einen Streich.

Elf Tracks namens 'fly', durchnummeriert, jazzangehaucht und deshalb gleich genannt, weil sie ihm das Gefühl gaben, er würde dazu fliegen. Doch keine Angst, WOBBLEs Drogen- und Alkoholphase ist seit über fünfzehn Jahren passé.
Eigensinn? Für dieses Mal gibt WOBBLE zu: "my only responsibility to this recording was to make myself happy."
Mächtig viel Saxophon, Piano, keine basserische Selbstdarstellung. Charmante Wolkenreisemusik mit Drive und Vibes abseits von grellen Beats. Filmmusik für anspruchsvolle Wirtschaftskrimis, hier und da mit eingesampleten Dialogen, mal ein kurzes Piano-Intermezzo, mal die Acht-Minuten-Session.
Track 2 gäbe durchaus eine akzeptable Alternative-Single für die Charts ab, wenn MOBY draufstünde, steht aber nicht, fällt angenehm durch seine Pop-Qualitäten aus dem Rahmen.

Dub findet kaum statt, doch man sollte bei 'fly 5' wegen der Bassgestaltung, nicht des Bassspiels, mal reinhören. Die scheinbar beziehungslose Anordnung der Stücke wirkt fast ein bisschen belanglos, ein Konzeptalbum ist "fly" nicht, eher ein Gemischtwarenladen.

'Fly' sagt: schule Deine Beobachtung! Ein kurzweiliger Fliegerzwischenstopp, der besonders auf Musiker anregend wirkt, was ja einigen JAH WOBBLE-Platten eigen ist.

    

I could have been a contender
JAH WOBBLE

(Trojan Records/UK-Import) (23.08.2004)




Triple-CD mit Aufnahmen des großartigen Bassisten. 

Von 'public image', dem Titeltrack der ersten PIL-CD von 1979 bis zu den 'fly'-tracks von 2003 eine umfangreiche Werkschau. Leider sind die Aufnahmen auf den drei CDs historisch wie thematisch sinnlos durcheinander gemischt.
 


chinese dub
JAH WOBBLE

(Cadiz/Rough Trade) (19.01.2009)
various artists    
wild_dub WILD DUB - DREAD MEETS PUNKROCKER downtown
sampler

(Select Cuts/EfA) (01.05.2003)

Ende der 70er Jahre war es seitens der Veranstalter europaweit üblich, Punkfestivals auch Reggaeacts einzuverleiben, um eventuellen 'bad vibes' entgegenzuwirken und die Veranstaltungen multikulturell aufzuwerten.
Vor allem politisch links orientierte Punkbands und Fans mochten Reggae damals sehr, was zahllose Punksongs dokumentieren.
Um 1980 fand die intensivste Begegnung des Punk mit den Dub-Techniken des Reggae statt. Mit 'WILD DUB - dread meets punk rocker' legt Select Cuts eine Dokumentation dieser Ära mit ihren demonstrativsten Tracks und Mixes vor.

Einziger, aber massive Vergötterung nach sich ziehender Album-Volltreffer im Crossover von Punk und Dub blieb leider die limitierte 'metal box 1' (Dez 79, zwei Monate später als 'second edition' veröffentlicht) von P.I.L. (Public Image Ltd.).
Dem DJ-Guru des BBC/BFBS, John Peel, war diese Platte so ans Herz gewachsen, dass er sich seine Sendung "John Peels Music" mit den Anfangs- und Schlusstönen des Albums einrahmte.

Zur CD:
The RUTS - jah war: Top-Dancefloor-Track der linken Szene der frühen 80er, hier in einer ultrararen, durch Bläser und Dubs verstärkten Siebenminutenfassung! Nach Tod des charismatischen Sängers in  RUTS D.C. umbenannt, siehe auch Dub-O-Rama-Besprechung unter Jg. 2002. Haben laut Credits den kardinalen Anstoss zu dieser VÖ gegeben! 
THE CLASH - bankrobber: CLASH in ihrer wohl köstlichsten Dubverschleifung. Die damals wegen sehr hoher Erwartungen an Protestpotenzial und Wildheit (Vorgänger: das 'london calling'-Meisterwerk) meist abgelehnte "sandinista"-LP (eine ungewöhnlich reggaelastige Triple-LP!) sollte man wieder einmal aus dem Plattenschrank ziehen bzw. sich zulegen!
GENERATION X - wild dub: BILLY IDOL mit seiner ersten Kombo! Mir bisher unbekannter Remix, wow! Der dem Sampler namengebende Track fällt auf ob seiner wunderschönen Mittigkeit zwischen Punk- und Dub-Attitude auf, klasse!    
BASEMENT 5 - immigrant dub: Die einzige Band, die sich den Punk/Dub-Crossover von Anfang an als Zielnote auf die Fahnen schrieb. Gerieten schnell in Vergessenheit.
KILLING JOKE - turn to red: Eine wunderbare Perle von ihrer Debutmaxi und bis heute definitiv mein Lieblingssong der Band geblieben! KILLING JOKE wandten sich heftigeren Tönen zu, was Bandmitglied YOUTH zum Ausstieg zwang. YOUTH wurde zu einem der erfolgreichsten Alternative-Produzenten Englands.
4 be 2 - one of the lads:
Square dance-Folklore mit Banjo, nervig betonter Hi-Hat und kratziger Anfängergitarre. Skip.
THE SLITS - typical girls: Prima Emanzen-Avantgarde ohne musikalische Ansprüche, aber mit fantastischer wie aggressiver Neigung zur Selbstinszenierung.
VIVIAN GOLDMAN - private armies: Extravaganter New Wave-Dub mit röchelnd-beatenden Basics. Hot artsy Charme im besonders zeittypischen Einsatz von Dubs. GOLDMAN schrieb auch die Liner-Notes zu dieser CD.
RED BEAT - red beat (original & dub): Waren damals auf dem gleichen Label wie Killing Joke. Sympathisch, narrativ! Gingen leider ein wie das damalige Label 'malicious damage'. Hier die komplette Maxi als One-Track!
PIL - death disco: Tunnelblick! Nichts geht mehr! Pathos! Patina! Parade! Alle Songs auf 'metal box/second edition' sind so unglaublich unwirklich!!!
POP GROUP - where there is a will: Dekonstruktivisten-Funk mit zynischen Untertönen gegen Amerika. Bandleader MARK STEWART wurde danach zum Chirurgen und wildem weißen Mann des Dub auf On-U Sound.
STIFF LITTLE FINGERS - bloody dub: Ebenfalls überraschender, aber wenig inspirierter Remix der 'angry young men' aus Nordirland. Klingt eher nach Warmspielen im Proberaum.
GRACE JONES - private life: Ursprünglich von den PRETENDERS und im Original schon sehr hallig auf Schlagzeug. GRACE JONES´ im gleichen Jahr wie das Original erschienene Version des Songs (hier in der deutlich textreduzierten Dubversion) polte den ursprünglichen textlichen Tenor des selbstbestimmten Lebens, Handelns und Denkens um auf das Recht, in einem beruflich hochengagierten Selbst ein paar freie Stunden der Zerstreuung haben zu dürfen. Model-Lifestyle; Die Yuppies standen in den Startlöchern. Gut angedachter Abschluss.

Wer meint, hier nur die Spitze eines Eisberges zu erblicken und eigene Nachforschungen anstellen möchte, wird bald enttäuscht werden: Das ist so gut wie der Eisberg! Auch wenn noch manche Dub-Effekte als Gimmick auf mancher Punkplatte gefunden werden mögen und der eine oder andere Remix. Wie zum Beispiel der 'zensur'-Dub-Mix des Düsseldorfer Punk-Urgesteins MALE von ´79, der Keimzelle der KRUPPS. Hätte WILD DUB als deutsches Feigenblatt ebenfalls gut gestanden.
So sehr sich JOHN PEEL mit Airplay dieser Künstler und Stücke anstrengte: Dub und Punk in whatevers meanings trennten sich ebenso schnell wie sie zusammen kamen. In dieser hier vorgestellten Dichte wirkt diese Randnotiz der Musikgeschichte über zwanzig Jahre später, nu mal ehrlich, immer noch erstaunlich faszinierend und herzerfrischend!

BG
  
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