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1973-84

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howling dogs & lost souls
ZILVERZURF

(Poets Club Recordings/Intergroove) (19.03.2010)



  
natural wonders of the world in dub (re-release)
ZION TRAIN

(Universal Egg/Cargo) (21.10.2005)

ZION TRAIN veröffentlichen ihren Backkatalog neu. Nach dem Debut-Album ist nun ihr zweiter Release an der Reihe.

Auch die zweite LP ist lange nicht so, wie wir ZION TRAIN heute kennen. Das Instrumentalalbum von 1993 war als Chill-Outer gedacht zu einer Zeit, in der die frühen Dub-House Tracks entstanden. Auch ZION TRAIN produzierten damals solche Sachen, entschlossen sich aber zu diesem traumhaften Ambient-Dub Album.

Die Stücke sind alle nach exotischen und bizarren Orten der Welt benannt, sind also von landschaftlichen Impressionen inspiriert: Entsprechend klingen sie auch: geheimnisumwittert, verträumt und entspannt nach mystischen Naturerlebnissen.
Sämtliche Beats sind gesampelt, da ZION TRAIN zu dieser Zeit noch keinen Percussionisten hatten. Wunderschöne Echo- und Halleffekte zieren 'natural wonders of the world in dub'.
Ich kannte das Album bislang nicht und bin überrascht, welch ein brillantes Chill-Out Werk ZION TRAIN vor zwölf Jahren vorlegten.

Hier noch das Tracklisting mit den exotischen Namen, die allesamt Reisefieber auslösen: gargantua del diablo, great barrier reef, amazon, kilimanjaro, giant redwoods, aurora borealis, ross ice shelf, bora bora, llanberis pass, roussillon, sargasso sea, chomolungma, krakatoa, tassilli plain, zion canyon.
Zion Train - grow together.jpg (2922 Byte) grow together
ZION TRAIN
(China/WEA) (1996)

Der fünfte Longplayer des englischen Reggae-Kollektivs ist wohl ihre heiterstete und verwegenste Veröffentlichung. Sie wirft die ungeschriebenen Gesetze auch des NeoDub über Bord, arbeitet Soul, House, Techno und Ambient Music spielerisch und professionell ein, ohne sich darin verwirrt zu verlieren. Neben Sängerin MOLARA besingt Gastsängerin KATE CAMERON die Single 'rise', die der Band gar einen kleinen Charterfolg beschert. 

'Grow together' vermittelt das Lebensgefühl der Band und Kommune wie keine  andere ihrer Veröffentlichungen. Die Bandmitglieder wuchsen mit Punk auf, begegneten MAD PROFESSOR und verblüfften auf ihrem Debut 'a passage to indica' mit geheimnisvoll wirkenden Dubs. Bereits dieser Erstling zeigte ihren meisterlichen Umgang mit Dub-Techniken, steht aber im Vergleich zu 'grow together' eher wie ein Werk, auf dem sie ihre Kompetenzen einem Fachpublikum beweisen wollten, da.

Lange Intros, eine sinnliche musikalische Gestaltung und unglaubliche Grooves machen 'grow together' zu einer konzeptionell-beschwingten Party voller Verve und human-ökosozialistischer Geisteshaltung.

Die extremsten Pole sind das volle Kraft durch unglaublich spacige Dubs geblasene 'babylon´s burning', einer Coverversion des größten Hits ihrer ehemaligen Punklieblinge und Freunde THE RUTS (später RUTS DC). Weiterhin das liebenswert hippieesk langfließende, elfminütige 'peace', das lediglich mit zarten Synthistrings und brilliant in Szene gesetztem, konzertantem Vogelgezwitscher aufwartet. Rundum toll: Wie MOLARA in diesem Spiel der Stile gesanglich auf- und abtaucht. 'Grow together' atmet eine ungemeine Lebendigkeit. Viele Tracks der LP sind heute noch unverzichtbarer Bestandteil ihres Live-Programms.


ziontrain-original.jpg (11676 Byte) the original sounds of zion
ZION TRAIN

(Universal Egg/EfA) (24.05.2002)

Missverständlich, der Werktitel: Es handelt sich hier nicht um ein 'Best Of' und kein Remix-Album, auch nicht um ein Aufarbeiten des Archivs, sondern im Gegenteil um ein Album, das mit einem enormen Selbstbewusstsein daherkommt: We are the originals!


In den 1990er Jahren veröffentlichten ZION TRAIN noch jährlich mit dem Image einer linken Band-Kommune, spätestens zur Jahrtausendwende fanden bürgerlich-persönliche Bindungen und Kindererziehung zu gleichwertiger Kraft. Der Band hat es nicht geschadet, im Gegenteil: Nach drei Jahren zum Vorgänger ist es vielleicht nicht ihr aufregenstes, aber auf jeden Fall ihr reifstes und charismatischstes Album geworden!

Bei allen ausgezeichneten wie recht verspielten Werken vorher, nie zuvor waren ZION TRAIN so selbst! So selbstbewußt, so klar, so sicher! 
Man sollte es auch live erleben, diese federnde Lockerheit, die ein ganz eigenes Publikum zieht, von dem man sagt, es sei ein besonders herzliches, liebevolles, tobendes Publikum. An welchen Reglern ZION TRAIN immer auch gedreht haben, am Dance-Regler, Dub-Regler, dem Zutun von Reggae und Soul: Sie haben ihr Programm nun optimal eingestellt!

Unterstützt von kräftigen Bläsersätzen houst und dubbt es um einen ZION TRAIN-Kern, der sich auf eine "progressive reggae attitude" eingeschworen hat und eine mental bewusste Liebe zum Leben preist, zu dem Sängerin MOLARA als junge Mutter ihr 'cheerio' doppelt einstimmt, auf dieser VÖ zu einer wahren Freude. Zwar ist Dub bei ZION TRAIN nun nicht mehr das tragende musikalische Teil der Bandverfassung, lebt und durchwirkt aber weiterhin das musikalische Schaffen. 
Neben ihrer überzeugenden musikalischen Ausdruckskraft gibt ZION TRAIN Menschen mit linksorientierten wie humanistischen Idealen Zuspruch und Halt, nicht in einem romantischen, sondern in einem fast barocken Sinne! Great! Anspieltipp: 'Beat Mass'!  


Dub-Aroma der Saison
Herbst 2004
original sounds of the zion - remixed
ZION TRAIN

(Universal Egg/Cargo) (September 2004)

Vielfalt, Vitalität und Farbe: Bereits das Original war ein Unikum sprühender Lebensfreude und humanem Geist, wie man ihn von ZION TRAIN, die live ihresgleichen suchen, kennt. Nun legt die Band nach einer Zeit ausgiebigen internationalen Tourens, gleichzeitig auch eine Schöpfungspause, ein verwegenes Remix-Album vor. 

Kein anderer duborientierter Act spielt international in so vielen Ländern wie ZION TRAIN. Diese Beliebtheit verdanken sie sicher keinen stylischen Klischees, sondern ihrer Lust, Stile nach Herzenslaune zu verquicken.

Für das vorliegende Remix-Album haben sich ZION TRAIN keine Kollegen mit großen Namen, sondern eher nahestehende Acts aus dem Freundes- und Bekanntenkreis gebeten, einen Track des letzten Albums zu remixen.
Die Wahl der Tracks war freigestellt: So wurde der Titeltrack alleine viermal remixt, vier Tracks zweimal, drei Tracks einmal, sieben blieben ohne Remix.  
Auch ein Zeichen, dass die Band keine Vorschriften machte, ebensowenig wie das Album einer Art von 'corporate remix identity' zugeführt werden sollte. 

So kamen die unterschiedlichsten Ergebnisse heraus. By numbers:

Erhabenes nyabinghi-drumming und dubbing von RYAN MOORE (TWILIGHT CIRCUS) in 'hailing up the selector' (1). Klasse Opener! Ähnlich cool im 70s-Style auch der 'zion high' Remix des ebenfalls wie MOORE in den Niederlanden schaffenden DUBCREATOR (7). 
ROB SMITH of SMITH & MIGHTY: Ein smarter Mix von 'blessed is he' (2), der die vocals dominant lässt, nah dran an Stimmungen seines eigenen Acts, etwas melancholische Note.
Eher eine Studie des Inneren des Tunes 'blessed is he' (3) als ein Remix ist die Arbeit der VIBRONICS. Absichtlich noch auf dem halben Weg verharrt, die Zerlegung erledigt, Neufügung aber nicht ausgereift. Ein interessantes Thesenpapier zur Arbeit ihrer Labelmaster ZION TRAIN.
Rhythmisch etwas ungelenk und wenig überzeugend kommt 'zion high' in der Fassung von DUBFRONT alias Riddim-Journalist OLIVIER GALBIERZ daher (5). Dubtechnisch aber prima. 
BOMMITOMMI (SOUL CAPTAIN) aus Finnland lässt 'peace & justice' (6) tief im Bass wühlen und führt das Ganze kraftvoll, aber ebenso undefinierbar wie LBJ vs. BOMMITOMMI´s 'love revolutionaries' (12) einer Interpretation zu. Dance/House & JungleBass-Elemente können zwar interessant sein und werden ja auch von ZION TRAIN selbst in ihre Musik gebracht, hier werden sie aber nicht 'zion high' hochgezogen und überzeugen nicht wirklich.
LOVE GROCER´s Version des Titeltracks ist eher eine schöne Neueinspielung mit brillanten Hörnern als ein Remix (7). Great. Für seine tolle Hornsection ist der Act bekannt. Gegen Ende wirds gar noch recht dubby.
Steppers-Sounds von UNITY SOUND zu 'earthquake' (8), ein wenig spartanisch, aber sympathisch, aus NY. PIER PAOLO POLCARI (ALMAMEGRETTA) mag es fett: Synthischwaden, Funkgitarren, wilde Stilübergreifungen. Klasse: Wie er die Vocals neu zusammenfügt. Eine ebenfalls flotte Nummer bieten TRANSGLOBAL UNDERGROUND mit ihrer Version von 'zion high' (10): Bhangrainstrumente, ein 'als ob' india in dub.
Sänger MOLARA zeigt in ihrem Mix von 'peace and justice' ein Faible für extravagantes, humorvolles und detailliertes Drumming (11). 
DARCUS kommt aus Bristol, ich kenne ihn nicht, er kann sich zwischen Trance und House zwar nicht entscheiden, lässt eingangs die Sitar sirenen, die Synthis zwitschern, doch dann ziehen die Beats in 'beautiful children' (13) richtig hoch, prima. Ebenfalls housy: BALAFONIC. Der Producer der befreundeten DREADZONE macht aus dem ohnehin im Original schon housigen 'do you see love?' (14) eine mit aller Konsequenz wuchtende und beatende Version zu einem atemberaubendem Brett. 
Schließlich SPEEDWELL: Er macht im 'beautiful brazil mix' den Track 'beautiful children' (15) zur Überraschungsparty mit südamerikanischer Hitze. Fulminant, klasse!

Das Original 'the original sounds of the zion' war ein dichtes, reifes Werk, auch mit dem von ZION TRAIN gewohnten stilistischen Abwechslungsreichtum. Dieses Remixalbum steckt die musikalischen Spielräume durch die Arbeit der Künstler aus unterschiedlichen Ecken, die aber alle ZION TRAIN in ihrer jeweiligen Weise nahestehen, noch weiter ab. 
Auch bei all dieser Vielfalt bleibt eine Mitte: das Typische im Schaffen von ZION TRAIN als erkennbare Kraft ihres Einflussreichtums. Ein phantastisches und bemerkenswertes Album!

live as one
ZION TRAIN

(Universal Egg/Cargo) (08.09.2007)

Fünf Jahre ist es nun her, seit die letzte Studio-LP 'original sounds of the zion' der Band erschienen ist. Bis zum Ausstieg von Publikumsliebling und Frontfrau MOLARA Ende 2005 präsentierte sich ZION TRAIN live weltweit sehr erfolgreich. 

Ein Live-Album, wie der Titel freilich vermuten lässt, ist 'live as one' jedoch nicht, wie spekulierend der LP-Titel nun auch klingen mag.
Es ist viel passiert in der Zwischenzeit: Fast zeitgleich mit der VÖ der letzten LP 'the original sounds of the zion' übersiedelte Mastermind NEIL PERCH nach Köln. Kurz darauf stieg die Bläsersektion aus, Ende 2006 auch Publikumsliebling und Frontfrau MOLARA. So ist ZION TRAIN inzwischen ein 'Alter-Ego-Projekt' von NEIL PERCH geworden, der zwar alle aktuellen Mitstreiter des ZION TRAIN-Projektes als Bandmitglieder auszeichnete, die Einspielung jedoch in Eigenregie entwickelte.

Ideell arbeitet 'live as one' in einer Art Joint Venture zwischen den Veröffentlichungen seines 'Deep Root'-Labels, einem Sub-Label von Universal Egg, für das er befreundete Dancehall MC´s einlädt, um kraftvolle Tunes auf 10"es in Roots-Manier, Dancehall und Dub auszuarbeiten, und dem Anspruch, einem ZION TRAIN-Release auf Universal Egg seine gewohnt typische Marke zu geben. 
Mit solch geformten Potenzial und großartiger Routiniertheit zieht 'live as one' kraftvoll seine Kreise! 
Dennoch beschleicht einen manchmal das Gefühl, diese Routine schlüge sich gelegentlich selbst ein Schnippchen: Die Bläsersätze wirken insgesamt recht traurig und brav, da fehlts an Temperament und Eigensinn, und den housig angehauchten Steppas, stets Teil ihrer Alben, fehlt hier etwas an Groove.

Beides stört die Herzhaftigkeit und Vielfältigkeit des Albums nicht, denn auch wenn der gewisse Schalk im Nacken ihrer früheren Alben diesmal ausblieb, ist 'live as one' ein überraschend typisches und dichtes ZION TRAIN-Album in der gewohnten Spannung zwischen Heiterkeit und Nachdenklichkeit, Roots-Culture und Experimentierfreude! 

BG

p.s.: Es gibt sogar eine Reminiszenz an PERCHs neue Heimat: Der Track 'edelweiss piraten' erinnert als kraftvoll-elegisches Instrumental an Kölner Widerstandskämpfer des Naziregimes.


live as one - remixed
ZION TRAIN

(Universal Egg/Cargo) (07.09.2009)

Bei den Reggae Academy Awards 2008 wurden auf Jamaika erstmals Musikpreise nach Grammy-Vorbild in gut 25 Kategorien verteilt. Freilich feierte die kleine Karibik-Insel seine Künstler, die einen wichtigen Exportfaktor darstellen, vor allem selbst. Da jedoch Dub-Musik im eigenen Land seit Jahrzehnten eine untergewichtige Rolle spielt, hat in der Kategorie "Dub" den Preis der in Köln schaffende Engländer NEIL PERCH von ZION TRAIN für "live as one" dort diesen Preis erhalten. 
Als "Ausländer" auf dieser Preisverleihung ein Exot, kam dieser Preis für ihn vielleicht nicht völlig überraschend, da er seit vielen Jahren eifrig und aufmerksam Reggae, Dub und Dancehall zu vernetzen sucht. Für einen  Engländer, der sich durch DIY seinen Rang in der Riddim-Welt erkämpft hat, ist eine solche Auszeichnung wohl eine Art Ritterschlag.

Bereits die letzte LP 'the original sounds of the zion' durfte einen Remix-Trabanten erfahren: Damals durften viele der Dub-Szene eher fremde DJs aus der Electro-Szene sich am Objekt versuchen, was zu teils bizarren Versionen führte. 

Auf dieser Veröffentlichung hingegen durften überwiegend seine europäischen Dub-Freunde ran ans Material. Da die Bänder der Freundschaft immer auch Nähe bedeuten, sind manche versammelten Remixe kaum weiter entfernt als die Kälber von der Kuh, doch bei der anderen Hälfte kommt als respektvolle Erwiderung der  Freundschaft richtig Freude auf. 

Neben dem Highlight des Albums, dem BRAIN DAMAGE-Remix 'give me good sensi'´in der Spannung von Protestsong-Version und neu arrangierter, in Eso-Sphären abdriftende Liebeserklärung an Marihuana ist es ausgerechnet der ob seiner Debut-LP auf gleichem Label von Dub-O-Rama recht gering geschätzte Act DUB TERROR, der hier ein fingerfertig raffiniertes Teil mit seiner Version von 'boxes & amps' abliefert, sich stilistisch zwischen Jungle, Dubstep und Dub nicht einordnen lässt. Als köstlich ist auch die Instrumentalversion von 'baby father' von DUBSYNC herauszustellen.

Von einem leidlichen Einstieg sollte man sich also nicht beeindrucken lassen: Der Opener von ALAMBIC CONSPIRACY ob seiner rhythmischen Behäbigkeit reizt so gar nicht und die folgende DUB CREATOR-Version von "why" wirkt recht angestrengt. 

Doch insgesamt ist es ist ein recht runder Partyreigen geworden, und gelegentlich sind auch charmante Persiflagen eingeflogen, die typisch-freches aus früheren Phasen von ZION TRAIN zitierend anmahnen, die "live as one - remixed" ein wenig lebendiger zu machen suchen als das Original - das, bei aller Klasse, doch nachdenklicher und dunkler wirkt als die ZT-Alben zuvor.

BG
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